von Widolf Wichmann, Anfragen zu diesem Artikel sind direkt an den Autor zu stellen.
Veröffentlicht im Januar 2013.


Vorbemerkung:
Die Geschichte des Schleswiger Stadtverkehrs mit Pferdebahn, Straßenbahn und Bus ist
mehrfach beschrieben, so bei
– Hans Vehlber, Bremen in Der Stadtverkehr 9/1975
– Kirsten Franzen in 100 Jahre Verkehrsbetriebe des Kreises Schleswig-Flensburg 2001
– Die Pferdebahn in „Alte Schleihalle“
Es fehlte eine zusammenfassende Darstellung der Entwicklung der Stadtbusse nach 1936
bis heute.


Die Stadtbusse der Stadt Schleswig vor 1945

 

 

Stadtbus vor der Wagenhalle am Stadtfeld
Stadtbus vor der Wagenhalle am Stadtfeld

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Ab dem Himmelfahrtstag 1936 lösten sechs himmelblaue Mercedes-Omnibusse mit dem markanten Schriftzug „Stadt Schleswig“ an den Seitenflächen den marode gewordenen Straßenbahnbetrieb in Schleswig ab. Im Vergleich zur Linienführung der Straßenbahn fuhren die Busse jetzt

– auf dem Weg zum Reichsbahnhof über die Bahnhofstraße hinauf
– in der Innenstadt eine Schleife über die Plessenstraße und Hafen zum Rathausmarkt
– die Verlängerungsstrecke bis Hühnerhäuser (Schubystraße/Ecke Hesterberg) zunächst
hin über die Michaelisstraße,  später in beiden Richtungen über die Bismarckstraße.

Die neue Wagenhalle war auf dem Stadtfeld.

Plan
Plan


4 Busse fuhren alle 10 Minuten bis zum Rathausmarkt und alle 20 Minuten weiter bis
Hühnerhäuser. Die Wagenreserve erwies sich bald als zu knapp, so wurden 1940 drei weitere Busse beschafft. Das ging aber schon einher mit schrittweisen kriegsbedingten Einschränkungen. Es fuhren am Sonntag keine Busse mehr, abends war früher Betriebsschluss und letztlich wurden an Werktagen morgens, mittags und abends nur nur noch Berufstätige befördert. Kurz vor Kriegsende im Mai 1945 wurde der Betrieb ganz eingestellt.

Der Bus vor dem Krieg am Reichsbahnhof
Der Bus vor dem Krieg am Reichsbahnhof

Bus im Lollfuß
Bus im Lollfuß

Bus im Stadtweg
Bus im Stadtweg

Bus im Stadtweg
Bus im Stadtweg




Der Stadtbusverkehr der Stadtwerke Schleswig nach 1945

Nach der durch das Kriegsende bedingten Pause fuhren die blauen Stadtbusse ab 1.10.1945 wieder vom „Reichsbahnhof“ auf dem alten Fahrweg über den Rathausmarkt bis Hühnerhäuser, Ecke Schubystraße/Hesterberg zunächst nur mit unregelmäßiger Wagenfolge.
Die nur bis zur Wagenhalle auf dem Stadtfeld fahrenden Wagen waren in den Aushangfahrplänen als „bis Kattenhunder Weg“ ausgewiesen.

 

Stadtbusse vor der Wagenhalle Stadtfeld
Stadtbusse vor der Wagenhalle Stadtfeld


Zum Einsatz kamen die sechs vorhandenen Fahrzeuge (drei aus dem Anfangsbaujahr
1936 und drei vom Baujahr 1940). Die Wagen waren zum Teil überfüllt und reichten für einen Taktfahrplan nicht aus. So wurden schon gleich nach der Währungsreform 1950 drei weitere Daimler-Benz-Busse angeschafft, aber da gingen zur neuen DM- Zeit die Fahrgastzahlen schon drastisch zurück..
Gleichwohl wurden Fahrplan und Linienführung kontinuierlich ausgebaut!

Bus des Baujahres 1950 vor dem Bundesbahnhof
Bus des Baujahres 1950 vor dem Bundesbahnhof

Bus des Baujahres 1950 in der Friedrichstraße
Bus des Baujahres 1950 in der Friedrichstraße

Bus des Baujahres 1950 vor der Regierung
Bus des Baujahres 1950 vor der Regierung



1950 wurde alle 20 Minuten im Ring über die Flensburger Str. – Hühnerhäuser –Rathausmarkt und umgekehrt gefahren. In der Innenstadt wurde die
Einbahnstraßenregelung eingeführt: Hin über Lollfuß – Stadtweg zum Rathausmarkt, zurück über Königstraße – Schleistraße!



Fahrplan 1950
Fahrplan 1950

Winter-Fahrplan 1950/51
Winter-Fahrplan 1950/51

1952 gab es einen 10 Minuten-Takt (!) zwischen Bundesbahnhof und Rathausmarkt. Alle 30 Minuten (später wieder alle 20 Minuten) fuhren die Busse über Flensburger Str. – Hühnerhäuser zum Rathausmarkt. Dagegen wurde die Schleife über Holm – Hafen nicht mehr gefahren.
Der zunehmenden Besiedlung hinter dem Karpfenteich wurde durch mindestens stündliche Fahrten über den Bundesbahnhof hinaus zum Dannewerkredder Rechnung getragen.

Fahrplan von 1952.
Der Fahrplan von 1952 wurde im Prinzip über viele Jahre beibehalten.



Sommer-Fahrplan 1962
Sommer-Fahrplan 1962


Ab 1957 gab es dann zusätzlich eine Linie 3 von der Freiheit über Hafen – Gallberg –Stadtfeld – über die Königsberger Straße bis Hühnerhäuser.
1966 wurden die beiden „Ringlinien“ je im 15 Minuten-Takt bedient, die Linie 3 fuhr alle 30 Minuten. Der Rathausmarkt wurde nicht mehr angefahren, an der Ecke Königstraße/Lange Straße wurde die Ersatzhaltestelle eingerichtet.
Es wurden regelmäßig neue Busse beschafft und alte Fahrzeuge ausgemustert. Hersteller blieb immer Daimler-Benz!


Drei neue Busse 1955 in der Mansteinstraße
Drei neue Busse 1955 in der Mansteinstraße

Stadtbus 1959 auf dem Gottorfer Damm.
Stadtbus 1959 auf dem Gottorfer Damm.

Bis 1973 war dann die Besiedlung von Schleswig Nord weiter berücksichtigt. Der neue Stadtteil St.Jürgen war durch Verlängerung der Linie 1 bis zum Haydnweg erschlossen worden. Und im Süden fuhren die Busse jetzt bis zur Erikstraße.  Alle 3 Linien fuhren im 30 Minuten-Takt. Die Busse hielten jetzt im neuen ZOB des Kreisverkehrsbetriebes und auch der Rathausmarkt wurde wieder durch die Linie 2 angefahren.


Stadtlinie 1 in den 80er Jahren.
Stadtlinie 1 in den 80er Jahren.

Stadtlinie 2 in den 80er Jahren.
Stadtlinie 2 in den 80er Jahren.

Stadtlinie 3 in den 70er Jahren.
Stadtlinie 3 in den 70er Jahren.

 

 

Fahrplan 1973
Fahrplan 1973



Damit waren auch erstmalig im Stadtverkehr Umsteigemöglichkeiten gegeben.. und dafür gab es Umsteigerfahrscheine! Man beachte.. aktuell ( 2012) kostet die Fahrt in Schleswig 1,70€ !

Fahrkarte
Fahrkarte

Fahrkarte
Fahrkarte

In den Folgejahren gab es eine gegenläufige Entwicklung. Einer weiterer Leistungsausweitung stand leider eine nachlassende Inanspruchnahme gegenüber.
Die Busflotte wurde weiterhin laufend erneuert. Von den letztlich bis zu 9 vorhandenen Bussen waren immer fünf im planmäßigen Einsatz. Dazu kamen werktags 1-2 E-Wagen im Berufsverkehr und sonntags nach den Spielen von „Schleswig 06“ 2 E-Wagen zum
Einsatz.. (das waren noch Zeiten!).
Im Liniennetz wurde allerdings die im desolaten Zustand befindliche Flensburger Straße nicht mehr bedient. Die 1 fuhr über Innenstadt nach St. Jürgen, die Linie 2 erreichte über Innenstadt – Schubystr. die Hühnerhäuser.

Die größte Ausdehnung des Netzes war 1993 erreicht und blieb bis 2007 bestehen. Bis zu fünf Linien gab es in diesen Jahren! Im Norden waren der Bereich Kastanienallee und Memeler Straße angeschlossen und in der oberen Flensburger Straße ging es bis Fernsehturm/Divi (heute Real). Die Flensburger Straße wurde zum Teil wieder mit einer Schleifenfahrt Hühnerhäuser – Flensburger Straße – Suadicanistraße – Friedrich-Ebert-Straße bedient. Dazu kam immer eine spezielle Linie „4“ im Abend- und Sonntagsverkehr, die anstelle der Linie 1 und 2 von der Erikstr. über die Innenstadt im Halbrund über Hühnerhäuser – Schleswig Nord – St. Jürgen zurück bzw. umgekehrt verkehrte.

Linie 1
Linie 1

Linie 2
Linie 2

Linie 3
Linie 3

Linie 5
Linie 5

Abendlinie 4
Abendlinie 4
Fahrplan 1993
Fahrplan 1993







Die Übernahme des Stadtverkehrs durch die Verkehrsbetriebe des Kreises Schleswig:

In Umsetzung des ÖPNV-Gesetzes für Schleswig-Holstein von 1995 ging die Trägerschaft für den Stadtverkehr ab 1.1.2001 auf den Kreis Schleswig-Flensburg über, der die Kreisverkehrsgesellschaft (heute VSF) mit der Betriebsübernahme beauftragte. Die Busflotte des Stadtverkehrs, die zwischenzeitlich vom Stadtfeld an die Klosterhofer Str. umgesiedelt war, wurde nun im neuen gemeinsamen Betriebshof an der St.Jürgener Straße zusammengefasst.
Die Fahrplangestaltung für den Stadtverkehr verblieb bis 2007 bei der Stadt Schleswig
und ging zum 1.1.2008 auf den Kreis über. Damit einher ging eine einschneidende Fahrplan- und Leistungsreduzierung. Statt fünf
werden nur noch drei Busse für den werktäglichen Fahrplan auf den Stadtlinien benötigt.

Linienplan 2009
Linienplan 2009



Es verblieben (Stand 2009) letztlich nur die auch heute noch betriebenen drei Linien

– 1501 Erikstraße – Bahnhof – ZOB – Haydnweg
– 1504 ZOB – Freiheit – ZOB – Kastanienallee – real/Fernsehturm
– 1505 Erikstraße – Bahnhof – ZOB – Königsberger Str. – real/Fernsehturm
– Diese Linien werden werktags tagsüber (nur) im Stundentakt bedient, abends und am Wochenende werden sie durch eine
– Linie 1506 im Ring über Innenstadt – St.Jürgen – Hühnerhäuser – Innenstadt ersetzt.
– Dazu kommen mit wenigen täglichen Fahrten eine Stadtrandlinie
– 1508 vom ZOB über Real – Schuby – Dannewerk – Erikstr. – Kolonnenweg –

Brockdorff-Rantzaustr. – ZOB bzw. umgekehrt
– und mit nur 2 werktäglichen Fahrten die Linie 1509 zum Gewerbegebiet.

Allerdings können in der „Verkehrsgemeinschaft Schleswig-Flensburg“ sämtliche die städtischen Haltestellen bedienenden Überlandlinien benutzt werden, sodass dadurch einige Lücken im Stadtverkehr überbrückt werden.
Vom attraktiven Angebot der vergangenen 55 Jahre hat man sich doch weit entfernt.



Die Busse der VSF unterwegs auf den Schleswiger Stadtlinien
Die Busse der VSF unterwegs auf den Schleswiger Stadtlinien

Die Busse der VSF unterwegs auf den Schleswiger Stadtlinien
Die Busse der VSF unterwegs auf den Schleswiger Stadtlinien

Die Busse der VSF unterwegs auf den Schleswiger Stadtlinien
Die Busse der VSF unterwegs auf den Schleswiger Stadtlinien

Die Busse der VSF unterwegs auf den Schleswiger Stadtlinien
Die Busse der VSF unterwegs auf den Schleswiger Stadtlinien

Schleswig ist eben eine vollmotorisierte Stadt mit genügend Parkraum in der Innenstadt geworden. Haben die Stadtbusse da für den Großteil der Bevölkerung noch die frühere Bedeutung?

Dem Stadtverkehr Schleswig ist weiterhin „Gute Fahrt“ zu wünschen!

Die Linie 1501 der VSF im Nov. 2012 am ZOB
Die Linie 1501 der VSF im Nov. 2012 am ZOB




Quellenhinweise:
Verfasser: Widolf Wichmann, Grömitz 2012
Verwendung von Bildern aus Veröffentlichungen der VSF , des „Virtuellen Klassentreffen“,
der „Alten Schleihalle“ und mit freundlicher Erlaubnis von Jens Christesen, Sieverstedt
Verwendung von Angaben von Kirsten Franzen u.a. im Buch „100 Jahre Verkehrsbetriebe“
und der jeweiligen Taschenfahrpläne im Besitz des Verfassers.
Irrtümer bleiben vorbehalten