Zwei arme Fischer, die auf dem Schleswiger Holm wohnten, hatten die ganze Nacht vergeblich gearbeitet und zogen zum letztenmal ihre Netze wieder leer herauf.Als sie nun traurig heimfahren wollten, erschien die schwarze Gret, die sich öfters den dortigen Fischern zeigt. Sie kommt vom anderen Ufer her, wo eine Stelle im Dannewerk in der Nähe von Haddeby nach ihr Magretenwall heißt, und erscheint in königlicher Pracht, mit Perlen und Diamanten geschmückt, aber immer im schwarzen Gewande. Die sprach zu den Fischer: “Legt eure Netze noch einmal aus! Ihr werdet einen reichen Fang tun. Den besten Fisch aber, den ihr fangt, müsst ihr wieder ins Wasser werfen.” – Sie versprachen es und taten, wie die Gret gesagt hatte. Der Fang war so überschwenglich groß, dass ihn der Kahn kaum fassen wollte.
Einer der Fische aber hatte Goldmünzen statt der Schuppen, Flossen von Smaragd und auf der Nase Perlen. “Das ist der beste Fisch”, sprach der eine Fischer und wollte ihn wieder ins Wasser setzen. Aber der andere wehrte ihm und versteckte den Fisch unter dem übrigen Haufen, dass die Gret ihn nicht sähe. Dann ruderte er hastig zu; denn ihm war bange. Ungern folgte ihm sein Gefährte. Aber wie sie so hinfuhren, fingen die Fische im Boote allmählich an zu blinken wie Gold; denn der Goldfisch machte die übrigen auch golden. Und der Kahn ward immer schwerer und schwerer und versank endlich in die Tiefe und zog den bösen Gesellen mit hinab. Mit Not entkam der andere und erzählte die Geschichte den Holmer Fischern.

 

 

Wortbedeutung:

Schwarze Gret – Königin Margarete von Dänemark