Am 11.September 1925 erschien in den Schleswiger Nachrichten eine Chronik über die historischen Brände in Schleswig in dem Zeitraum 187o-1914.
Diese Chronik listet eine Vielzahl von Bränden auf, die zum Teil auch den Totalverlust der Gebäude zur Folge hatte, wie z.B. der Brand der Hühnerhäuser Mühle 19oo oder des Etablissement Bellevue 19o5 (an dieser Stelle steht heute die Lornsenschule).

Die Chronik gibt zudem Anlaß, einen kleinen Blick in die Entwicklung des Feuerlöschwesens der Schleistadt zu werfen. Feuersbrünste waren seit jeher eine Bedrohung für die Bewohner der Stadt. Die u.a. Quellen berichten berichten erstmalig von einer Feuersbrunst im Jahr 1288, bei der “fast das gesamte Gebiet der Altstadt um den Dom herum zerstört wurde”.

Weiterhin werden diefolgende Großfeuer angegeben : 1651 bei dem ein Teil des Holm Opfer der Flammen wurde, 1655 und 1672 auf dem Stadtfeld, 22./23.Mai 1717 auf dem Osterende der Nordseite des Holms, 1744 in der Michaelistraße, 1753 auf dem Stadtfeld.

Ein wesentlicher Faktor zum Enstehen solcher Feuersbrünste war mit Sicherheit die enge, zusammengedrängte Bebauung. Zudem waren Holz und Stroh wichtige Baumaterialien, ein Fachwerkhaus mit Strohdach ist sicherlich feuergefährdeter als ein Ziegelsteinbau mit Dachpfannen.

Sogar noch bis ins 19.Jahrhundert hinein befand sich das bis dahin vernachlässigte Brandwesen in einen “unodentlichen Zustand”. Die Deputierten des Stadtregimentes forderten in einer Seperatsitzung am 26.11.1838 vom Magistrat die vorschriftsmäßige Brandschau, die bis dahin, trotz Ankündiung im Wochenblatt und geleisteter Zahlungen der Bürger, nicht stattgefunden hat.
In dieser Zeit gab es in der Stadt ein “Brandcorps” unter der Leitung des Polizeimeisters Baron von Eggers, das in “5 Compagnien” eingeteilt war.

Pferdegezogene Handruckspritze 1897
Pferdegezogene Handdruckspritze von 1897.
Diese Handdruckspritze ist mit einer Doppelkolbenpumpe ausgestattet
und liefert bis zu 22o Liter Wasser pro Minute.
Die Besatzung bestand aus dem Gruppenführer, dem Maschinisten sowie 8-2o Feuerwehrmännern.
Diese Handdruckspritze stammt aus der Gemeinde Neudorf-Bornstein.
Dort war sie bis 1943 im Einsatz.

Erst am 1.Oktober 1847 fand eine Beratung über eine neue Brandverordnung statt. Daraufhin wurde die Brandmannschaft von 65 auf 134 Mann erhöht, außerdem sollte ein Techniker aus Altona ein Gutachten über die vorhandenen “Brandutensilien und Localitäten” erstatten.
Die Anschaffung von neuem Gerät für das Brandschutzwesen beschlossen die Kollegien am 27.11.1855.
Ab 1857 wurden für das Feuerlöschwesen Löschwasserrservoire am Polierteich, an der Michaelisstraße und auf dem Marktplatz angelegt.
Der Polizeimeister August Brown Jürgensen, der ab 186o auch Bürgermeister war, legte sehr großen Wert auf die Durchführung der Bestimmungen der Brandverordung. Er sorgte z.B. dafür, daß neu angeschafftes Gerät über genormte Maße und Gewinde verfügte und das die Sollstärke der Brandmannschaft erfüllt sowie geschult wurde.

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Schleswig erfolgte am 3o.September 1866. Die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr ging aus Anregungen des Turn- und Sportvereins Schleswig hervor, da viele Mitglieder der Brandmannschaft auch begeisterte Sportler im TSV waren. Die Entwicklung des Feuerwehrwesens in Schleswig sowie die Chronik der FF ist auf der Internetpräsenz der Freiwilligen Feuerwehr Schleswig nachzulesen.

Ein schwerer Verlust für das Schleswiger Stadtbild war das Großfeuer im Bjelkeschen Palais in der Nacht zum 7.Januar 1868.
Durch das Feuer wurde das Gebäude komplett zerstört, sodaß die Brandruine abgebrochen werden mußte. In dem Bereich, wo das Bjelkesche Palais stand, wurde später das heutige Oberlandesgericht gebaut.

Schloß Gottorf nach dem Brand 1917
Das Bjelkesche Palais.

Im Jahr 19o1 wurde die Feuerwehr neu organisiert, im gleichen Jahr wurden für 97oo Mark die erste “Dampfspritze” und eine mechanische Leiter angeschafft.
Der Großbrand im Schloß Gottorf am 8./9.12.1917 konnte nur mit Hilfe der Feuerwehren aus Flensburg und Kiel gelöscht werden. Die Löscharbeiten dauerten 24 Stunden. Dieser Brand war für den weiteren Ausbau der Schlewiger Feuerwehr von Bedeutung.

Schloß Gottorf nach dem Brand 1917
Schloß Gottorf nach dem Brand 1917.

Wie lange die Alamierung der Feuerwehr bei manchen Bränden gedauert hat, wird im Jahre 192o erkennbar, als es bei der Firma Sahr & Kähler in der Friedrichstraße zu einem Schadenfeuer kam.
Nachdem der Geschäftsführer von Allwörden den Brand gegen 4.4o Uhr bemerkte, schickte dieser einen Arbeiter los, um Alarm zu schlagen. Auf der Friedrichstraße zeigte der Arbeiter den Brand beim Nachtpolizeiwachtmeister Erichsen an. Dieser sagte aus :

“Ich drückte sofort auf den Feuermelder Ecke Bahnhofstraße, welcher aber scheinbar nicht funktionierte. Daraufhin blies ich durch die Friedrichstraße bis Husumerbaum und weckte den Hornisten Morgenroth und drückte gleichzeitig den Feuermelder am Hause des Tischlermeisters Morgenroth ein; derselbe alarmierte auch nicht. Darauf begab ich mich zur Feuerstelle. Aus der Dorre, der auf dem Dach des Maschinenhauses steht, schlugen die hellen Flammen, im Maschinenraum selbst brannte es nicht.”

Die Friedrichsberger Feuerwehr konnte trotz der defekten Feuermelder alarmiert werden, sie traf gegen 5.1o Uhr, also 3o Minuten nach dem das Feuer bemerkt wurde, an der Brandstelle ein. Mit Hilfe eines Hydranten konnte der Brand schnell gelöscht werden. Gegen 6.oo Uhr wurden die Löscharbeiten beendet.

 

Die Brände 187o-1914

Holm
1870 : Advokat Kochen
1908 : Fischer Meyer

Freiheit
1908 : Landwirt Koch
1914 : Villa Nissen

Fischbrückstraße
1884 : Milchhändler Gehrt

Hafenstraße
1878 : Gastwirt Alwes

Hafengang
1886 : Bleicher Ohlsen
1892 : Fischer Fischer, Landwirt Winkelholz
19oo : Höker Gries (Hinterhaus)

Rathausmarkt
187o : Kaufmann Carstens
1887 : Klempner Zirkel, Kaufmann Stegemann (Lager)
189o : Kaufmann Lüth (Lager)

Töpferstraße
1883 : Schlachter Petersen, Bäcker Rohleder
1891 : Tischler Möller
1893 : Bierhandlung Kruse
1913 : Korbmacher Ahrens (Werkstatt)

Marktstraße
1891 : Schneider Hoffmann
19o1 : Milchhandlung Matthiesen (Stall)

Norderdomstraße
19o1 : Fuhrmann Bruhn (Stall)
191o : Landsmann & Luda

Pastorenstraße
19o9 : Wäscherei Laaser

Königstraße
19o3 : Kreisbahnhof
191o : Lokomotivschuppen

Plessenstraße
1892 : Gastwirt Scheller (Hinterhaus)
1897 : Jessen´s Holzlager
19o2 : Kaufmann Rasch
1911 : Spediteur Ehlert (Schuppen), Gastwirt Scheller, Schneider Nagel

Kälberstraße
187o : Zigarrenmacher Rathan
1871 : Bäcker Schmidt
1876 : Tabakfabrikant Arnecke
1887 : Maler Starnitzki, Händler Kolster
1894 : Lohgerber Hansen
1895 : Korkschneider Mohr
19o8 : Arbeiter Hinrichsen, Ww. Ruppenau

Noorstraße
1879 : Färber Gasmann

Schlachterstraße
19o2 : Wächter Schmidt
1913 : Kohlenhandlung Erichsen

Langestraße
187o : Kaufmann Piepgras
1895 : Gärtner Gosch (Hinterhaus)
1897 : Ww. Reimers
1898 : Mehlhändler Petersen (zweimal)
19oo : Gastwirt Spanbier
19o5 : Klempner Poggensee, Arbeiter König
19o7 : Tischler Janecke

Gallberg
1877 : Ww. Mannzen
1882 : Gastwirt Rudolph
1883 : Gallberger Mühle
189o : Kornhandlung Asmussen
19o6 : Stadtrat Prien, Milchhandlung Stahmer

Kattsund
1877 : Detlessen (Kaserne)

Baumhofsgang
1911 : Lehrer Hauck

St. Jürgen
1874 : Landmann Jacobsen
1877 : Müllerhaus bei der Wassermühle
19o6 : Landmann Peter Reimann

Mönchenbrückstraße
1885 : Kürschner Bruß
19o7 : Ww. Benthien

Kornmarkt
19o7 : Pianohandlung Koch

Faulstraße
1876 : Schlachter Kruse (Stall)
1877 : Tischler Rodenberg
1881 : Gastwirt Regelsen (Scheune)
189o : Lohgerberei Jensen
1894 : Klempner Münster
19o7 : Maler Schwennsen

Polierteich
1872 : Arbeiter Matzen
1888 : Nagelschmied Schlichting
1893 : Polierteichmühle
1896 : Bierhändler Petersen

Michaelistraße
1871 : Böttcher Koch
1893 : Bäcker Jensen
1894 : Großfeuer bei Walbohm
1895 : Barbier Giebel

Stadtfeld
1883 : Händler Dentler
1894 : Senfhandlung Bischoff
19o1 : Waschhaus der Irrenanstalt
19o2 : Fuhrmann Brix

Reiferbahn
1891 : Gastwirt Thomsen
19oo : Ww. Streiber

Schubystraße
1874 : Bäcker Glüsing
1893 : Schlachter Loos, Landwirt Schmidt
1894 : Privatanstalt Berendsen (Stall)
1897 : Ww. Bartelsen (Hinterhaus)
19oo : Landmann Matthiesen
19o7 : Schuhmacher Hansen, Lehrer Lüthje
1912 : Kaufmann Bartelsen (Hinterhaus)
1913 : Händler Erichsen

Hühnerhäuser
187o : Ww. Schwon, Händler Vollertsen
1875 : Müller Petersen (Stall)
188o : Arbeiter Kessemeier
1895 : Schneider Schnoo
1898 : Schlachter Tams
19oo : Hühnerhäuser Mühle
19o5 und 19o8 : Gastwirt Callisen (Erholung)
19o9 : Tischler Bergmann

Flensburger Chaussee
1883 : Landwirt Lüth

Stadtweg
1871 : Ww. Möller
1874 : Buchbinder Voigt
1875 : Zigarrenhändler Schmidt
1881 : Buchhändler Mewes
1887 : Lederfabrik von Jacobsen
1892 : Schneider Siert (Hinterhaus)
1895 : Frl. Bittorf
19o8 : Raven´s Hotel (Hinterhaus)
19o9 : Schirmmacher Wagner
1911 : Klempner Otto (Hinterhaus)

Domziegelhof
19o6 : Händler Wieberneit

Bellevue
1872 : Saal
19o5 : Totalbrand (Hundertmark)

Das Etablissement Bellevue vor 1905
Das Etablissement Bellevue vor 19o5.
Links steht der Übungsturm der Feuerwehr.

Waldmühle
1896 : Wohnhaus (Valentin)
19o5 : Saal

Schleistraße
19o8 : Maurer Koch

Lollfuß
187o : Schuhmacher Michaelsen
1877 : Schuhmacher Johannsen
188o : Zigarrenmacher Göttsche
1881 : Zigarrenfabrikant Gast
1882 : Maler Petersen (Werkstatt)
1886 : Zigarrenfabrikant Rathan
1895 : Gastwirt Jessen
19o4 : Tischler Marten (Werkstatt)
19o5 : Gastwirt Hansen (Hinterhaus)
19o6 : Bäcker Vollbehr, Ww. Gamst
19o7 : Gastwirt Hansen (HInterhaus)
19o8 : Hotel Stadt Hamburg)
19o9 : Rentier Lagersen (Hinterhaus), Gärtner Wulf (Hinterhaus)
191o : Arbeiter Niemann
1911 : Schneider Thomsen, Professor Peters

Hotel Stadt Hamburg nach dem Brand 1908
Hotel Stadt Hamburg nach dem Brand von 19o8.

Hesterberg
1873 : Tischler Book
1891 : Landwirt Lüth
1898 : Ww. Petersen

Kleinziegelhof
1873 : Arbeiter Wesch

Schloß Gottorf
1897 : Turm

Gottorpstraße
1913 : Gottorfer Mühle

Gasstraße
1894 : Dachpappenfabrik von Menge (zweimal)

Friedrichstraße
187o : Naeves Ziegelei
1877 : Kaufmann Wieck
1878 : Gastwirt Köster
188o : Gastwirt Ewers, Ww. Müller
1881 : Zigarrenmacher Hansen
1883 : Schuhmacher Nowodnik
1884 : Stellmacher Schmidt
1889 : Ziegelei von Wenzel
19o5 : Gastwirt Sprecher (Hinterhaus), Dampfmühle von Sahr & Kähler
19o6 : Wenzel
19o8 : Gärtner Gerstorff
19o9 : Zahntechniker Giebel
1911 : Wenzels Erben
1912 : Dampfmühle von Sahr & Kähler
1913 : Sattler Henningsen, Gastwirt Stehn

Karpfenteich
187o : Arbeiter Matthies
1874 : Steinhauer Müller
1877 : Steinhauer Petersen
1884 : Landwirt Jebens
1886 : Kaufmann Sonderburg
19o4 : Maurer Linck, Arbeiter Bannick
19o7 : Kaufmann Faahs
1911 : Ziegler Borghard

Hornbrunnen
1888 : Ww. Baumann
1912 : Ww. Prahl

Husumerbaum
1875 : Bäcker Hansen
1881 : Landwirt Hagge
1886 : Schlosser Böhme
19o2 : Ww. Böhme
191o : Gastwirt Hansen
1911 : Witwe Friedrichsen

Busdorferstraße
187o : Ww. Henningsen
1879 : Kaufmann Erb
1881 : Schmied Thorsen
1884 : Spinnerei Jöhns
19o2 : Holzwarenfabrik von Börnsen
19o5 : Schuhmacher Höft, Kaufmann Drews

Quellen : Schleswiger Nachrichten 11.09.1925
Heinrich Philippsen – Kurzgefaßte Geschichte der Stadt Schleswig
Joachim Skierka – Schleswig in der Statthalterschaft 1711-1836
Theo Christiansen – Schleswig 1836-1945
Schleswiger Monatshefte Juni 1966
GA Sl-Fl, Abt.17